Einige Reflexe, wie der Knie-Ruck, sind normal. Andere sind jedoch abnormal und können auf eine Erkrankung hinweisen. Manchmal kann das Fehlen eines Reflexes ein Hinweis darauf sein, dass etwas nicht in Ordnung sein könnte. Erfahren Sie mehr über einige der seltsamsten Reflexe des Körpers und was sie über Ihre Gesundheit aussagen.
Was ist ein Reflex?
Ein Reflex ist eine Möglichkeit, wie der Körper kritische Funktionen wie das aufrechte Stehen bewältigt, ohne sich auf den bewussten Teil des Gehirns zu verlassen. Viele Reflexe müssen gar nicht ins Gehirn gehen, sondern können vollständig vom Rückenmark gesteuert werden.
Der bekannteste Reflex ist der Knie-Rucksreflex, bei dem ein Arzt mit einem Reflexhammer auf die Sehne unterhalb des Knies klopft und das Bein herausschlägt.
Der Reiz (der Hammer) führt dazu, dass ein Signal über einen sensorischen Nerv an das Rückenmark gesendet wird. Vom Rückenmark wird sofort eine Antwort über einen motorischen Nerv zurückgeschickt, was den Rückstoss zur Folge hat.
Diese Kommunikation, von einem sensorischen Nerv zum Rückenmark und weiter zu einem motorischen (Bewegungs-)Nerv (ohne zum Gehirn zu gehen), wird als Reflexbogen bezeichnet.
Normale vs. pathologische Reflexe
Viele Reflexe sind normal. Zum Beispiel ist der Knie-Ruck ein normaler Reflex, und das Fehlen dieses Reflexes würde als anormal betrachtet werden.
Einige Reflexe können ein Zeichen von Krankheit sein, treten aber auch ziemlich häufig bei gesunden Menschen ohne neurologische Erkrankung auf. In diesem Fall muss das Vorhandensein des Reflexes mit anderen Befunden abgewogen werden, um festzustellen, ob ein Problem vorliegt.
Seltsame Reflexe
Der Körper ist zu einer Fülle von Reflexen fähig. Schauen Sie sich einige der weniger bekannten, merkwürdigeren, aber völlig normalen Reflexe des Körpers genauer an (siehe unten).
Der Babinski-Reflex
Einer der häufigeren Reflexe, die ein Neurologe testen kann, ist der Babinski-Reflex. Bei dieser Untersuchung kratzt ein Neurologe mit etwas Irritierendem an Ihrer Fußsohle.
Bei einem Erwachsenen krümmen sich die Zehen normalerweise nach unten. Bei Kindern bis etwa zum Alter von 2 Jahren und bei Erwachsenen mit einer Gehirn- oder Rückenmarkverletzung krümmen sich die Zehen stattdessen nach oben und fächern sich auf.
Bei Erwachsenen kann dies ein Hinweis auf ein Problem wie einen Schlaganfall, einen Hirntumor, eine Hirnhautentzündung oder eine Rückenmarksverletzung sein.
Der Schnauzenreflex
Der Schnauzenreflex ist ein normaler Reflex in der Kindheit, der normalerweise mit dem Alter verschwindet, aber wiederkehren kann, wenn die Frontallappen des Gehirns beschädigt sind.
Ein Arzt klopft mit zusammengehaltenen Lippen leicht auf die Oberlippe und beobachtet, ob eine Reaktion erfolgt.
Eine Reaktion, die bei Erwachsenen abnormal ist (aber bei Babys normal), ist das Schürzen der Lippen, was den Anschein einer Schweineschnauze erweckt. Sie kann einseitig (auf einer Seite) oder beidseitig (auf beiden Seiten) erfolgen. Der Reflex ist wahrscheinlich dazu bestimmt, einem Baby beim Saugen zu helfen.
Bei einem Erwachsenen weist die Reaktion des Schnauzenreflexes oft auf ein Frontallappenproblem hin, wie z.B. ein Frontallappen-Kopftrauma oder einen Frontallappenschlag.
Der Glabellar-Reflex (Myersons Zeichen)
Der Bereich oberhalb der Nase auf der Stirn und zwischen den Augen wird Glabella genannt. Wenn auf die Glabella getippt wird, blinzeln die meisten Menschen.
Normalerweise hören die Menschen nach ein paar Antippen auf zu blinzeln, aber wenn das Blinzeln andauert, wird es als Myerson-Zeichen bezeichnet, was oft bedeutet, dass es sich um eine Hirnanomalie handelt. Dieser Reflex wird am häufigsten bei Menschen mit der Parkinson-Krankheit beobachtet.
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Der Palmomentalreflex
Der palmomentale Reflux wird getestet, indem man die Handfläche kratzt und beobachtet, ob das Kinn zittert. Dies ist ein abnormaler Reflex, der auf eine Schädigung des Gehirns hindeuten kann.
Der Palmomentalreflex kann bei Kindern mit Down-Syndrom von Geburt an vorhanden sein (angeboren), wird aber auch bei Erwachsenen mit Alzheimer-Krankheit beobachtet.
Zusammen mit dem Schnauzenreflex weist der Palmomentalreflex darauf hin, dass eine Schädigung der Frontallappen des Gehirns vorliegen kann. Dieser Reflex ist jedoch häufig bei Menschen ohne Pathologie (die gesund sind) vorhanden.
Der anale Reflex
Der Analreflex kann auch als Analzwinkern, Dammreflex oder anokutaner Reflex bezeichnet werden.
Es handelt sich um einen normalen Reflex, bei dem sich der Analsphinkter als Reaktion auf einen lokalen, irritierenden Reiz, wie z.B. das Streicheln der Haut um den Anus herum, strafft.
Das Fehlen dieses Reflexes kann auf eine Erkrankung hindeuten. Wenn dieser Reflex fehlt, kann dies ein Zeichen für eine Rückenmarkschädigung sein, die den Nervus pudendus (einen efferenten Nerv an S2 bis S4) betrifft.
Der Kremasterische Reflex
Der Kremasterreflex wird durch leichtes Streichen über die Innenseite des Oberschenkels stimuliert. Bei Männern bewirkt dies eine Kontraktion des Kremaster-Muskels und eine Anhebung der Hoden.
Dieser Reflex kann aus vielen Gründen verschwinden, z.B. bei Schädigungen des Gehirns oder Rückenmarks (Probleme der oberen und unteren Motoneuronen) oder bei Problemen, die nicht mit dem Nervensystem zusammenhängen, wie Hodentorsion.
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Klonus
Der Klonus ist ein hyperaktiver Reflex. Er kann ein Zustand selbst sein, oder er kann durch einen anderen Zustand verursacht werden.
Ärzte testen diesen Reflex, indem sie den Fuß auf eine bestimmte Art und Weise bewegen. Wenn der Patient darauf mit einer Art sich wiederholendem Muskelspasmus reagiert, bei dem er den Fuss mehrere Sekunden lang immer wieder und immer wieder schnell beugt, kann dies ein Zeichen für eine Schädigung des Gehirns oder des Rückenmarks sein.
Ein oder einige wenige Zuckungen können normal sein, aber wenn sie eine Weile andauern, kann das bedenklich sein. Diese Spastizität ist oft ein Zeichen einer Störung der oberen Motoneuronen wie Chorea Huntington, eines Hirntumors, einer Hirnhautentzündung oder einer Rückenmarksverletzung.
Ein Klonus kann auch bei Patienten mit Serotonin-Syndrom auftreten, einer Erkrankung, die durch eine zu hohe Serotonindosis gekennzeichnet ist und manchmal bei Menschen beobachtet wird, die antidepressive Medikamente einnehmen.
Hoffman’scher Reflex
Der Hoffman’sche Reflex wird getestet, indem man mit dem Mittel- oder Ringfinger schnippt und beobachtet, ob der Daumen zuckt. Dieser Reflex ist bei gesunden Menschen oft vorhanden, aber wenn der Reflex auf einer Seite des Körpers stärker ist als auf der anderen, kann dies ein Zeichen für eine neurologische Störung sein. Der Reflex wird auch als Fingerbeugerreflex bezeichnet.
Ein Hoffman’scher Reflex, der auf einer Körperseite stärker ist, bedeutet oft eine Verletzung oder Anomalie oberhalb des Niveaus von C5 bis C6 im Rückenmark.
Er könnte auf Multiple Sklerose (MS), Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) (auch als Lou-Gehrig-Krankheit bekannt), Arthritis der Halswirbelsäule, Myelitis oder einen Tumor (Schäden entlang der gesamten kortikospinalen oder pyramidalen Bahn) zurückzuführen sein. Der Reflex kann auch bei Menschen mit Angstzuständen oder Schilddrüsenüberfunktion auftreten.
Ärzte neigen dazu, Scans für genauer als eine körperliche Untersuchung zu halten, aber dies kann eine Ausnahme sein. In einer Studie wurde festgestellt, dass der Hoffman’sche Reflex bei der Feststellung einer frühen Rückenmarksdysfunktion sogar noch genauer war als ein MRT.
Prüfung der Reflexe
Jeder Muskel kann auf einen Reflex getestet werden, solange eine zugängliche Sehne vorhanden ist. Zusätzlich zu den oben aufgeführten gibt es viel mehr Reflexe im Körper, nämlich mehr, als leicht gezählt werden können.
Diese Reflexe können Neurologen, die versuchen festzustellen, ob bei jemandem ein Problem mit dem Nervensystem vorliegt, wertvolle Hinweise geben. Vereinbaren Sie einen Termin mit Ihrem Arzt für eine Untersuchung, wenn Sie irgendwelche Reflexe feststellen.
Neugeborenen-Reflexe
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